Am 09. November spricht der renommierte Forscher Prof. Dr. Karsten Danzmann (MPI für Gravitationsphysik, Hannover) bei der dritten Ausgabe der Vorlesungsreihe Rhetorik und Wissen im Tübinger Kupferbau über den bahnbrechenden direkten Nachweis von Gravitationswellen und warum wir an der Schwelle dazu stehen, dem dunklen Universum viele seiner Geheimnisse entlocken zu können.
Nach den herausragenden Veranstaltungen mit Prof. Dr. Harald Lesch und Prof. Dr. Wolf Singer, die ein breites Publikum angezogen haben, geht Rhetorik und Wissen mit Prof. Dr. Karsten Danzmann diesen Herbst in die dritte Runde. Danzmann, aktueller Preisträger des Körber-Preises für europäische Wissenschaft, ist Spitzenforscher und leidenschaftlicher Vermittler von Wissenschaft. Wieder erwartet die Zuhörer ein spannender, verständlicher und anschaulicher Vortrag, der zeigt, warum die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnis zu den wichtigsten Aufgaben der Forschung gehört.
Seit tausenden von Jahren schauen wir das Universum mit unseren Augen an und doch bleiben über 99% für uns dunkel. Auch für die von Albert Einstein vorhergesagten Gravitationswellen schien ein empirischer Beweis lange unmöglich. Doch seit dem 14. September 2015 ist alles anders! Am LIGO (Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory), dem sensibelsten Messinstrument, das je von Menschen gebaut wurde, konnte zum ersten Mal ein Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher und seine Auswirkung auf das Raum-Zeit-Kontinuum erfasst werden. Die vom LIGO aufgezeichneten Töne markieren einen gigantischen Sprung in der Geschichte des Wissens. Dank dieser Entdeckung folgten Schlag auf Schlag weitere, im Oktober 2017 etwa die nächste Sensation: Ein Zusammenstoß zweier Neutronensterne konnte nicht nur gehört, sondern dann auch gesehen werden! Dieses Hör- und Sichtbarwerden eines solchen Zusammenstoßes ermöglicht neue, revolutionäre Erkenntnisse zur Entstehung des Universums, zum Beispiel die Bildung von vor allem schweren Elementen wie Gold oder auch Platin. Mit der bahnbrechenden Arbeit am LIGO ist die für den Menschen nur abstrakte Zeit, nach Isabel de Sena, zu einem ausgefallenen, kurvenreichen, biegsamen und unbezähmbar lebendigen Bestandteil des Universums geworden.
Maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung hat Karsten Danzmann. Nach seinem Studium der Physik in Clausthal-Zellerfeld und Hannover wurde er bereits im Alter von 25 Jahren im Fach Physik an der Universität Hannover promoviert. Danach war er an der Stanford University Acting Assistant Professor of Physics und erhielt am Max-Planck-Institut in Garching die Leitung des Projekts Gravitationswellen-Detektoren. Seit 1993 ist er Leiter des Instituts für Gravitationsphysik der Universität Hannover und seit 2002 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Danzmann ist Träger u.a. des Max-Planck-Forschungspreises (1991), des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft (2017) und nicht zuletzt des Otto-Hahn-Preises (2017).
Er gehört zu den über 1000 Autoren des Papers, das im Jahr 2016 die Entdeckung der Gravitationswellen bekanntgab. Als Leiter des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik hat er vor allem mit der Entwicklung eines Lasers, der die Messung der Gravitationswellen erst möglich machte, einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung der Gravitationswellen geleistet, die in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde.
Danzmann ist nicht nur ein herausragender Forscher, er ist auch ein leidenschaftlicher Kommunikator, der Wissen mit Ernst, aber auch mit rhetorischem Witz zu vermitteln versteht. Diese Mischung macht ihn zu einem besonders spannenden Dozenten für Rhetorik und Wissen.
Eckdaten:
- November 2017, Kupferbau (HS 25), Universität Tübingen
- Beginn: 20:00 Uhr c.t.
- Eintritt frei
Allgemeine Informationen zu Rhetorik und Wissen:
Herausragende Wissenschaftler und Kommunikatoren denken über das Thema Wissenschaftskommunikation nach, vermitteln neue Impulse und Denkanstöße: Das ist Rhetorik und Wissen. Die Vortragsreihe der Forschungsstelle Präsentationskompetenz des Seminars für Allgemeine Rhetorik, die von der Klaus Tschira Stiftung gefördert wird, trägt der enormen gesellschaftlichen Bedeutung von Wissenskommunikation Rechnung. Schließlich ist die erfolgreiche und effektive Kommunikation von Wissen in der modernen Wissensgesellschaft eine absolute Notwendigkeit.
Wissenskommunikation nicht mehr nur als ein Problem von Verständlichkeit zu fassen, sondern auch von Motivation und Interesse auf Seiten der Zuhörer, ist das Ziel von Rhetorik und Wissen. Ohne Motivation der Zuhörer, ohne ihr Interesse zu wecken, kann es nicht gelingen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnis wirksam mit anderen zu teilen.
Rhetorik und Wissen online:
Kontakt:
Prof. Dr. Olaf Kramer
Markus Gottschling, M.A.
Forschungsstelle Präsentationskompetenz
Seminar für Allgemeine Rhetorik
Eberhard Karls Universität Tübingen
Wilhelmstr. 50
72074 Tübingen
olaf.kramer@uni-tuebingen.de
07071/2974256