Nurzat Sultanalieva: Der rhetorische Faktor in „Rocky Horror Picture Show“ (1975)
17. Mai 2019, 20 Uhr im Kino Arsenal
Sie ist ein schauriges Schauspiel. Sie ist heißer Horror. Sie ist eine gottverdammte Horrorshow. Sie ist das berüchtigtste Kino-Musical der Filmgeschichte. Vorhang auf für die legendäre
ROCKY HORROR PICTURE SHOW!
Sie kamen aus den Tiefen des Alls, aus einer fremden Welt, aus einer fernen Galaxie. Nun hocken sie in Frankensteins Schloss wie die Spinne im Netz. Komm ihnen bloß nicht zu nahe! Sie werden dich berühren, sie werden dich verführen. Sie kennen verdammt noch mal keine Gnade! In ihrem Haus hängt über deinem Kopf das Schwert des Damokles. Die Kreaturen der Nacht bitten lüstern zum Tanz. Laut gellt der Schrei des süßen Transvestiten und mit wirrem Blick dirigiert der bucklige Butler den diabolischen Reigen: „Let’s do the time warp again!“ Doch wie viel tieferer Sinn steckt in dem wilden Spektakel? Darüber wird nach der Darbietung des Films die Ethnologin Nurzat Sultanalieva referieren. Im Anschluss an ihren Kurzvortrag darf auch seitens des Publikums lebhaft diskutiert werden. Alle Kinobesucher sind herzlich eingeladen, während der Vorführung drehbuchmäßig dem nackten Wahnsinn zu verfallen. Es darf getanzt, geflucht und mit Konfetti geworfen werden.
Rhetorik & Film – das Rhetorikforum in Kooperation mit dem Kino Arsenal
Filme verwandeln uns bisweilen, wirken auf uns mitunter inspirierend, stilbildend und geradezu identitätsstiftend. Manche von ihnen verändern unseren Blickwinkel so sehr, dass wir die Welt und ihre Bewohner fortan mit anderen Augen sehen. Gelegentlich wird das Kino sogar zur Lehranstalt: Etwa wenn uns ein aufrüttelnder Dokumentarfilm zu bewussterem Handeln verleitet oder wenn ein mitreißender Spielfilm uns neue Horizonte des Daseins aufzeigt und erstreben lässt. In manchen Fällen erzeugt filmische Wirkmacht auch Kontroversen: Fördern Horrorfilme und Actionkino nicht per Glorifizierung von Gewalt die Neigung zur Brutalität? Wie immer man in solchen Fragen auch entscheiden mag, eines ist sicher: Gut gemachte Filme können uns von diesem oder jenem überzeugen, vermögen uns für Ansichten und Aussagen zu gewinnen. Dieses Potenzial darf man die rhetorische Dimension des Films nennen. In der Reihe „Rhetorik und Film“ werden sowohl ausgesuchte Klassiker als auch diverse zeitgenössische Filme gezeigt und hinsichtlich ihrer Botschaften analysiert. Ein Experte aus Wissenschaft oder Praxis wird im Anschluss an jede Vorführung erläutern, was den jeweiligen Film rhetorisch macht und wozu er uns verleiten möchte.