Der britische Vulkanologe Clive Oppenheimer von der University of Cambridge nahm das Publikum in der fünften Ausgabe der Vortragsreihe „Rhetorik und Wissen“ mit an die gefährlichsten Orte der Welt: in klirrende Kälte, zu glühenden Lavaseen und in heißen Ascheregen. In seinem Vortrag ging es Oppenheimer um das große Ganze, in dem der Vulkan nur der Auslöser ist: Er zeigte auf, welchen Einfluss ein Ausbruch auf die Atmosphäre, das Klima und den Menschen hat.
Den Vortrag ergänzend zeigte Oppenheimer am Vorabend im Kino Arsenal den gemeinsam mit Regisseur Werner Herzog gedrehten Film Into the Inferno. Zu Gast war auch der Tübinger Archäologe Dr. Yonatan Sahle, der ebenfalls im Film mitspielt.
Der Workshop „Wissenschaft anschaulich kommunizieren“ fand begleitend statt. Er half über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinaus den Teilnehmenden Doktorandinnen und Doktoranden sowie Post-Docs dabei, ihre eigene Forschung in allgemein verständliche Worte und Bilder zu bringen. So sollte das Wissen über Möglichkeiten, Bedingungen und auch Grenzen der Wissenschaftskommunikation in die Öffentlichkeit gefördert werden.
Rückblicke zur Veranstaltungen finden Sie im Newsportal der Universität Tübingen sowie beim Schwäbischen Tagblatt (Paywall).
Copyright der Fotos: Patrick Gerstorfer (Vortrag), Stefan Diaz (Kinoabend)
Ort und Zeit
29. Oktober 2019 – 20 Uhr
HS 25, Kupferbau – Uni Tübingen
Eintritt frei
Zur Person
Clive Oppenheimer ist Professor für Vulkanologie an der Universität Cambridge. Er erforscht magmatische und vulkanische Prozesse und ihre Gefahren – sowie die langfristigen klimatischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Eruptionen von Vulkanausbrüchen. Unter anderem hat er 13 Expeditionen in der Antarktis verbracht und den Mount Erebus erforscht. Oppenheimer arbeitet zudem an der Schnittstelle zwischen den Natur-, Kunst- und Geisteswissenschaften, insbesondere zwischen Natur und visueller Kultur: Mit Werner Herzog drehte er 2016 den Film Into the Inferno für Netflix, davor war er bereits in Herzogs Encounters at the End of the World zu sehen. Zurzeit arbeiten beide gemeinsam an einem weiteren Film über Meteoriten.
Rahmenprogramm
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Filmvorführung: Into the Inferno (OmU)
2016, Regie: Werner Herzog
28. Oktober, 20 Uhr – Eintritt frei!
Arsenal Kino, Tübingen
In Kooperation mit der Reihe Rhetorik und FilmIm Anschluss:
Gespräch mit den Mitwirkenden
Clive Oppenheimer & Yonatan Sahle (Archäologie, Uni Tübingen) -
Workshop: Wissenschaft anschaulich kommunizieren (AUSGEBUCHT, Anmeldungen nur für Warteliste möglich)
28.-29. Oktober 2019, 9–17 Uhr
Wissenschaftskommunikation stellt Forscherinnen und Forscher vor eine wichtige Herausforderung von erheblicher gesellschaftlicher Relevanz: Öffentlichkeit und Politik fordern immer stärker von der Wissenschaft ein, sich selbst, ihre Arbeitsweise und ihren Nutzen zu erklären. Zugleich bietet der einfache Zugang zu digitalen und besonders sozialen Medien die Möglichkeit – stellt Forschende aber auch vor die Notwendigkeit – vielfältig selbst aktiv zu werden: mit Texten in langen und kurzen Formen, mit Bildern, Podcasts oder YouTube-Videos.
Gerade für Doktorandinnen und Doktoranden sowie Post-Docs ist es unerlässlich, andere von sich und der Wichtigkeit der eigenen Forschung zu überzeugen – und zwar nicht allein Gutachterinnen oder Betreuer, sondern eben auch immer mehr die Öffentlichkeit. Wissenschaftskommunikation zu betreiben, bedeutet für sie auch, das persönliche Profil zu schärfen und neue Wege zum Publikum zu finden.
Der Workshop „Wissenschaft anschaulich kommunizieren“ hilft über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinaus dabei, die eigene Forschung in allgemein verständliche Worte und Bilder zu bringen und das Wissen über Möglichkeiten, Bedingungen und auch Grenzen der Wissenschaftskommunikation in die Öffentlichkeit zu fördern.
Für wen ist der Workshop geeignet?
Anmeldeberechtigt sind Doktorandinnen und Doktoranden sowie Post-Docs der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie der an die Universität angegliederten Forschungsinstitute.
Egal, ob man bereits erste Erfahrungen gesammelt hat oder sich den Bereich neu erschließen will: Wer Wissenschaftskommunikation als interessante und relevante Aufgabe betrachtet, ist herzlich willkommen. Das verständliche Kommunizieren wissenschaftlicher Erkenntnis ist ein Anliegen, das Forschende aus allen Disziplinen betrifft. Daher freuen wir uns auf Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Fakultäten und Fachbereichen.
Die Arbeitssprache des Workshops ist Deutsch – Ausnahme: die Einheit von Clive Oppenheimer.
Was sind die Themen?
- Rhetorische Grundlagen: Kommunikation, Zielgruppen, Situation
- Kernbotschaften entwickeln: Die eigene Forschung auf den Punkt bringen.
- Öffentlichkeitsarbeit: Zentrale Aspekte der Kommunikation in und mit den Medien
- Visualität: Bilder für die eigene Forschung finden und diese erfolgreich kommunizieren
- Masterclass mit dem Vulkanologen und Filmemacher Clive Oppenheimer
- Workshops und Gespräche mit Johanna Barnbeck, Markus Gottschling, Olaf Kramer, Karl Guido Rijkhoek
Wann und wo?
28.-29. Oktober 2019
Forum Scientiarum
9-17 Uhr; Abendprogramm jeweils ab 20 UhrAnmeldung und wichtige Informationen
Die Anmeldung ist bis zum 15. Oktober 2019 möglich. Für eine verbindliche Anmeldung schreiben Interessierte eine E-Mail an markus.gottschling@uni-tuebingen.de mit folgenden Angaben: Name, Fach, Adresse, Promotion abgeschlossen?
Die Teilnahme ist kostenlos.
Bitte beachten: Der Platz ist auf max. 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschränkt. Die Platzzuweisung erfolgt nach Datumseingang der Anmeldung.
(Mitglieder des Seminars für Allgemeine Rhetorik werden gesondert zugelassen. Die Anmeldung erfolgt ebenfalls per Mail an markus.gottschling@uni-tuebingen.de)
Rückblicke
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Prof. Dr. Antje Boetius: Fremder Planet Tiefsee – Wissen und Kommunikation zu den Meeren (2018/19)
Der Beginn des Jahres 2019 stand im Zeichen der Tiefsee: Am 10. Janaur hielt die renommierte Meeresbiologin und preisgekrönte Wissensvermittlerin Prof. Dr. Antje Boetius (Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven, MPI für Marine Mikrobiologie Bremen) bei der vierten Ausgabe der Vorlesungsreihe Rhetorik und Wissen im Tübinger Kupferbau einen Vortrag über ihre Tauchgänge in die Tiefsee und die Bedeutung der Ozeane für unseren Planeten.
„Die Tiefsee ist wie ein fremder Planet.
Wer dorthin hinabtaucht, hat das Gefühl: Eigentlich gehöre ich hier nicht hin.“
(Antje Boetius)Von ihren Tauchgängen in die tiefsten Sphären der Weltmeere brachte Antje Boetius überraschende Erkenntnisse mit: Die Tiefsee enthält den größten Teil der Lebensvielfalt der Erde. Doch selbst in den Tiefen der Ozeane hinterlässt der Mensch durch Klimawandel, Plastikmüll und Übersäuerung der Meere zunehmend seine Spuren. Bald sollen zudem die Ressourcen des Meeresbodens ausgebeutet werden – mit unabsehbaren Konsequenzen für uns und unseren Planeten. Antje Boetius berichtete von den großen Fragen bei der Entdeckung der Tiefsee und von den Aufgaben der wissenschaftlichen Kommunikation unbekannter Welten im Meer. Ihr Vortrag machte deutlich: Wir müssen etwas tun für die Zukunft der Ozeane und der kommenden Generationen.
(Copyright: Patrick Gerstorfer)
Weitere Bilder gibt es in der Bildergalerie.Presseschau:
Berichte zur Veranstaltung beim Schwäbischen Tagblatt, dem Reutlinger Generalanzeiger sowie dem studentischen Magazin Kupferblau. -
Prof. Dr. Karsten Danzmann: Wir können das dunkle Universum hören! (2017)
Am 09. November 2017 sprach der renommierte Forscher Prof. Dr. Karsten Danzmann (MPI für Gravitationsphysik, Hannover) bei der dritten Ausgabe der Vorlesungsreihe Rhetorik und Wissen im Tübinger Kupferbau über den bahnbrechenden direkten Nachweis von Gravitationswellen und warum wir an der Schwelle dazu stehen, dem dunklen Universum viele seiner Geheimnisse entlocken zu können.
Karsten Danzmann hat maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung.Er gehört zu den über 1000 Autoren des Papers, das im Jahr 2016 die Entdeckung der Gravitationswellen bekanntgab. Als Leiter des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik hat er vor allem mit der Entwicklung eines Lasers, der die Messung der Gravitationswellen erst möglich machte, einen wichtigen Beitrag zur Entdeckung der Gravitationswellen geleistet, die in diesem Jahr mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde. Nach seinem Studium der Physik in Clausthal-Zellerfeld und Hannover wurde er im Fach Physik an der Universität Hannover promoviert. Danach war er an der Stanford University Acting Assistant Professor of Physics und erhielt am Max-Planck-Institut in Garching die Leitung des Projekts Gravitationswellen-Detektoren. Seit 1993 ist er Leiter des Instituts für Gravitationsphysik der Universität Hannover und seit 2002 ist er Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik. Danzmann ist Träger u.a. des Max-Planck-Forschungspreises (1991), des Körber-Preises für die Europäische Wissenschaft (2017) und nicht zuletzt des Otto-Hahn-Preises (2017).
Einen Rückblick zum Abend gibt es beim Schwäbischen Tagblatt.
Weitere Bilder vom Abend mit Karsten Danzmann finden Sie hier: Galerie Rhetorik und Wissen 2017
(Copyright: P. Gerstorfer) -
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolf Singer: Wie man das Unerklärliche erklärt (2015/16
Prof. Dr. Wolf Singer sprach am 11. Februar 2016 im Kupferbau im Rahmen von Rhetorik und Wissen 2015/16. Singer ist „Europas bekanntester Hirnforscher“ (Frankfurter Rundschau). Von 1981 an war er Direktor der Abteilung Neurophysiologie am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt am Main. 2004 war er Mitbegründer des Frankfurt Institut for Advanced Studies (FIAS). Singer erhielt für seine Arbeit zahlreiche Preise, unter anderem den Hessischen Kulturpreis (1998) und den Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2003), zudem ist er Mitglied der französischen Ehrenlegion, der Russischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Singer setzte sich in seiner Forschung mit den neurophysiologischen Grundlagen visueller Wahrnehmung und den Konsequenzen für das „Ich“ auseinander. Zudem gilt seine Leidenschaft der Kommunikation komplexer Forschung in die Öffentlichkeit, die er nicht nur in wissenschaftlichen Aufsätzen, sondern auch in Interviews, Vorträgen und populärwissenschaftlichen Essays auf den Punkt zu bringen weiß. Ausgehend von den Forschungsergebnissen der Neurophysiologie schaltet sich Singer zudem immer wieder in aktuelle Debatten ein, von politischen bis architektonischen Themen. Singers Anliegen ist es dabei immer, Laien auch komplexe Themen nicht stark vereinfachend näherzubringen, stattdessen setzt er auf Aufklärung und intensive Diskussionen.
Ganz in diesem Sinne sprach Wolf Singer bei Rhetorik und Wissen sowohl über aktuelle Resultate und Fragen der Hirnforschung als auch über den Sinn von Forschung und Wissenschaftsvermittlung. Diese Überlegungen stellte Singer an den Anfang seines Vortrags: „Wie das Unvorstellbare erklären?“, so fragte sein Titel, als Antwort formulierte er ein Plädoyer für die Neugier in den Wissenschaften und eine Pflicht zur Forschung. Im zweiten Teil erläuterte er die Vorgänge der Wahrnehmung im Gehirn und welche Auswirkungen diese Prozesse auf die Bildung des Bewusstseins haben. Im Zusammenhang mit diesen Überlegungen äußerte sich Singer auch zur Willensfreiheit des Menschen, die er zwar physiologisch als Illusion bezeichnete, da das „Ich“ durch Prozesse im Gehirn determiniert werde, die jedoch auf der Ebene der sozialen Interaktion sich dennoch zeigen würde.
Weitere Bilder vom Abend mit Wolf Singer finden Sie hier: Galerie Rhetorik und Wissen 2015/16
(Copyright: P. Gerstorfer) -
Prof. Dr. Harald Lesch: Was hat das Universum mit mir zu tun? Von Teilchen und Urknällen (2014/15
Zum Auftakt von Rhetorik und Wissen am 27. November 2014 sprach Prof. Dr. Harald Lesch zum Thema „Was hat das Universum mit mir zu tun? Von Teilchen und Urknällen“. Lesch wurde einer breiten Öffentlichkeit als Moderator der Wissenschaftssendungen „Alpha Centauri“, „Abenteuer Forschung“ und „Leschs Kosmos“ bekannt. Gleichzeitig hat er an der LMU München den Lehrstuhl für Theoretische Astrophysik inne und lehrt Naturphilosophie an der Hochschule für Philosophie in München. 2012 wurde er zum Hochschullehrer des Jahres gewählt. Als Wissensvermittler aus Leidenschaft ist er zu einem der bekanntesten Wissenschaftsvermittler der Republik geworden, der im voll besetzten Kupferbau der Universität Tübingen nicht nur astronomische und physikalische Themen, wie die aktuelle Landung von Philae auf dem Astroiden Churymov-Gerasimenko anschaulich erklärte, sondern auch aktuelle Probleme und Themen wie den Klimawandel oder die Überwachungsaffäre ansprach.
Eine Audioaufzeichnung des Vortrags finden Sie beim Youtube-Auftritt des Partnerprojekts Science Notes, wo Sie auch weitere interessante unterhaltsame Videos zu aktuellen wissenschaftlichen Themen ansehen können.
Weitere Bilder vom Abend mit Harald Lesch finden Sie hier: Galerie Rhetorik und Wissen 2014
About
Bei Rhetorik und Wissen denken jeden Herbst herausragende Wissenschaftler und Kommunikatoren über das Thema Wissenschaftskommunikation nach. In unterhaltsamen Vorträgen vermitteln sie neue Impulse und Denkanstöße. Die Vortragsreihe trägt der enormen gesellschaftlichen Bedeutung von Wissenskommunikation Rechnung. Schließlich ist die erfolgreiche und effektive Kommunikation von Wissen in der modernen Wissensgesellschaft eine absolute Notwendigkeit. Wissenskommunikation nicht mehr nur als ein Problem von Verständlichkeit zu fassen, sondern auch von Motivation und Interesse auf Seiten der Zuhörer ist das Ziel von Rhetorik und Wissen. Ohne Motivation der Zuhörer, ohne ihr Interesse zu wecken, kann es nicht gelingen, die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnis wirksam mit anderen zu teilen.
Die Projektpartner:
Klaus Tschira Stiftung: Der Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940 bis 2015) rief 1995 mit privaten Mitteln die Klaus Tschira Stiftung (KTS) ins Leben. Heute gehört die KTS zu den großen Stiftungen Europas. Sie fördert Naturwissenschaften, Mathematik sowie Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Die Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung spiegelt sich in den drei Bereichen Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation wider. Besonderen Wert legt sie dabei auf neue Formen der Vermittlung und Einordnung wissenschaftlicher Themen. Die KTS ist bundesweit tätig in Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und eigenen Instituten. Für die Verwirklichung all dieser Ziele engagieren sich seit mehr als 20 Jahren Menschen innerhalb und außerhalb der Klaus Tschira Stiftung.
Forschungsstelle Präsentaitonskompetenz: Im Jahr 2011 wurde am Seminar für Allgemeine Rhetorik die Forschungsstelle Präsentationskompetenz eingerichtet, an der das didaktische und theoretische Konzept des Projektes Jugend präsentiert entwickelt wurde. Die Forschungsstelle Jugend präsentiert wird von der Klaus Tschira Stiftung finanziert und kooperiert eng mit Wissenschaft im Dialog. Thematische Schwerpunkte der Forschungsstelle sind visuelle Rhetorik und Evidenz, Entwicklung und Messung kommunikativer Kompetenz, Wissenschaftskommunikation und Rhetorikdidaktik.