Call for Papers
Fachtagung
Rhetorik der Evidenz.
Epistemologische Modelle und rhetorische Praxis in Wissenschaft, Unterricht und Kultur
12.-15. März 2014
Tagungsort:
Curt und Heidemarie Engelhorn Palais
Hauptstraße 120, D-69117 Heidelberg
Wie lässt sich Erkenntnis anschaulich vermitteln? Welche sprachlichen und visuellen Techniken zur
evidenten Darstellung von Wissen gibt es? Wie beeinflussen moderne Medien wie Powerpoint und Co.
die Möglichkeiten zur Erzeugung von Evidenz? In welcher Traditionslinie steht das Ringen um eine
evidente Darstellungsweise überhaupt? Welchen Stellenwert hat Evidenz in den modernen
Naturwissenschaften, in Kunst und Kultur? Evidenz ist nicht allein aus dem Blickwinkel der Rhetorik von
Interesse, sondern in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen Thema. Von der antiken Forderung
nach einer anschaulichen Sprache bei Aristoteles über den Empirismus von Locke und Hume bis zu
aktuellen naturwissenschaftlichen Modellbildungen und Simulationen erschließt sich ein weites Feld.
Das Streben nach Anschaulichkeit und sinnlicher Evidenz prägt die aktuelle Präsentationskultur in den
Naturwissenschaften, die längst auf Wirtschaft, Schule und die Geisteswissenschaften übergesprungen
ist. Evidenz ist überdies eine Technik der Massenmedien zur Vermittlung von Informationen und
Emotionen. Auch Kunst und Literatur lassen sich als ein Ringen um sinnliche Evidenz verstehen,
nehmen immer neue Anläufe um Evidenz zu erreichen. Evidenz kann also als ein kulturell etabliertes
Darstellungsverfahren mit hoher Wirksamkeit gelten.
Auf welche Weise eine evidente Darstellung und hohe Anschaulichkeit gelingen kann, muss
aufgrund stetiger Veränderungen der medialen Möglichkeiten immer wieder neu beantwortet werden.
Im Laufe der Wissenschaftsgeschichte haben sich die Regeln für Anschaulichkeit und Akzeptabilität
immer wieder geändert – wie auch die ästhetischen Prinzipien von Kunst und Literatur einem
beständigen Wandel unterworfen waren. Über alle Veränderungen hinweg lässt sich jedoch festhalten,
dass sprachliche Elemente und die Performanz Anschaulichkeit ebenso erreichen können wie Bilder,
Simulationen und Modelle. Dies ruft die Rhetorik auf den Plan, die danach fragt, mit welchen Mitteln
Anschaulichkeit und damit die Vermittlung von Informationen, aber auch die emotionale Beeinflussung
der Adressaten auf effektive Weise gelingen kann.
Die Tagung nimmt Konzepte von Anschaulichkeit und Evidenz aus verschiedenen Perspektiven
in den Blick. Zunächst geht es um die rhetorische Auseinandersetzug mit der Evidenz, das heißt um
deren Geschichte und Theorie, was erkenntnistheoretische und wissenssoziologische Überlegungen
einschließt. Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle evidenter Darstellung in den modernen
Naturwissenschaften und im naturwissenschaftlichen Schulunterricht. Durch die Auseinandersetzung
mit aktueller Kognitionswissenschaft sollen die kognitiven Prozesse, die durch evidente Darstellung
angestoßen werden, genauer als bisher in die Theoriebildung Eingang finden. Außerdem sollen
medienpraktische und medientheoretische Überlegungen ebenso wie die aktuelle linguistische
Verständlichkeitsforschung gebührend berücksichtigt werden. Weitere Perspektiven auf das Phänomen
Evidenz ergeben sich aus der Debatte um die Rhetorik des Bildes sowie aus Kunst- und
Literaturwissenschaft.
Geplante Sektionen
- Rhetorik (Rhetorikgeschichte, Figurenlehre, rhetoric of science, Angewandte Rhetorik)
- Linguistik (Pragmatik, Verständlichkeitsforschung, Figurentheorie, Textlinguistik)
- Philosophie (Erkenntnistheorie, Epistemologie)
- Kognitionspsychologie, Pädagogik, Didaktik, naturwissenschaftliche Fachdidaktik
- Kunst- und Literaturwissenschaft
- MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik
- Medienwissenschaft (Medientheorie, Design, PowerPoint-Forschung etc.)
Tagungsprachen sind englisch und deutsch. Die Beiträge werden in einem Tagungsband veröffentlicht.
Bewerbungen mit kurzem Abstract in deutscher oder englischer Sprache (max. 800 Worte) können bei
uns bis zum 15. Juli 2013 eingereicht werden. Die Zusendung der Abstracts erbitten wir an
olaf.kramer@uni-tuebingen.de.
Die wissenschaftliche Fachtagung wird veranstaltet von der Forschungsstelle Jugend präsentiert des
Seminars für Allgemeine Rhetorik der Eberhard Karls Universität Tübingen in Kooperation mit der Klaus-
Tschira-Stiftung, Heidelberg, und Wissenschaft im Dialog, Berlin.
Kontakt:
Seminar für Allgemeine Rhetorik
Dr. Olaf Kramer
Wilhelmstraße 50
72074 Tübingen
Germany
olaf.kramer@uni-tuebingen.de